Morgens talten wir hinunter zum Saskatchewan, um im Emily Murphy Park zu wandern. Wir fanden, analysierten und diskutierten dort Biberspuren: der Biber hatte eindeutig vor kurzem noch einige Bäume umgelegt, aber weit und breit war keine Biberburg zu sehen; eine zu bauen in der starken Strömung des Saskatchewan, der in der Stadt keine Seitenarme hat, scheint auch unmöglich. Das Biberrätsel ist bis heute ungelöst. Wir stoppen auf dem Spielplatz vorm Kinsmen Center und dort gehen alle an die Arbeit. Paps zeichnet den Blick zur legislature auf der gegenüberliegenden Uferböschung.
Mams arbeitet an einem geheimen Erinnerungscode auf Basis eines neuartigen Zahlensystems in Kombination mit Grundrisszeichnungen ihrer Wohnung, und Jakob, Rebecca und ich lauschen nach de Orgeltönen die der Wind in einem Footbal-Tor erzeugt, einer Konstruktion aus Röhren verschiedener Dicke die zeitweilig Pfeifen geworden sind.
Mittags wollen wir zum Fringe Festival, scheinbar weltberühmt, und auch in anderen Städten parallel aktiv. Es ist ein (Straßen-)Theaterfestival, und weil wir uns nicht gut vorbereitet haben, haben wir keine Karten für eine der 100 gleichzeitigen Vorstellungen. Wir gehen deshalb, etwas verspätet, mal so hin, via Whyte avenue, nur um ein bisschen atmosphärischen Druck mitzuerleben und der Neugierde etwas Straßentheater zu füttern. Allerdings, herinnern wir uns wieder, moegen wir gar kein Strassentheater, ja, letztes Jahr war's eigentlich gar nicht so toll, und wen verwunderts: dieses Jahr auch nicht. Ein Herr in blauen shorts und blauer Schirmmütze schob sich einen aufgeblasenen Luftballon in die Nase und führte ihn durch den Mund wieder aus, nicht ohne ihn erst kraeftig hun und her zu reiben. Sowas macht man machmal beim Arzt mit, meistens werden erst die Türen geschlossen. Warum jemand herumzieht in der Welt um auf der Straße rumzuschreien und dergleichen viespeukereien sehen zu lassen, verstehen wir nicht. Verzweiflung, Wahnsinn, Pech, Schicksal? Aber warum sollten wir uns damit unterhalten?
Müssten wir nicht eher Hilfe leisten? Auch scheints allgemein sehr cool zu sein das Publikum zu beschimpfen und oder zu beleidigen. Manche führen auch ein Bauchtanztheater auf, aber wegen den in Kanada auf Frauenhüften häufig voorkomenden hoogtonnigen Fettvorräten gelingt es uns nur mit Überwindung einzugestehen, dass es sicher nicht ganz einfach ist, das Bauchtanzen, aber darum gefällts uns noch lange nicht. Es verblüfft mich immer wieder, dass E und ich uns so einig sind in der Verdammung und Verabscheuung von Carabret, Zirkus, uns Straßentheater. Und auch typisch, dass wir dann doch noch mal hingehen. Es ist spät, und wilde Sturmwolken kommen auf. Paps und ich kaufen an allerlei Ständen Häppchen internationales Junkfood zusammen (sog. ethnic food), und wir ursurpieren eine Sitzbank. Schnell essen jetzt, der Sturm kommt! Und tatsächlich, hop, da gehts los, Gedonner in de Nachbarschaft, Sonnenschirme fliegen durch die Luft. Unterm Dachüberstand vorm farmers market, gegen die Wand geduckt, schauen wir zu wie das ganze Fringetheater vom Regen weggespült wird, und ich erinnere mich eben an Taxi Driver: Someday a real rain will come and wash all this scum off the streets. Und ein bisserl sind wir selber natäich auch scum, sowie eigentlich alles in der Schimmellage, die unseren Globulus stellenwiese umgibt und manchmal Welt genannt wird.
Ein paar Meter entfernt von unserer Verschanzung wird weiter Popcorn gebacken. Ich renne hin und kaufe ein Familienpackung, und nun ist alles prima. Theatergeschrei weg, schöner dicker Regen, frische kühle Luft, und ausgezeichnetes Popcorn. Schnell ist wieder alles vorbei, aber nun strahlen alle Dinge im nachgewittrigen Orange, und sehen besser aus als sie sind, und fröhlich wandern wir nach haus.
Auch auf unserem road trip durch Amerika hatten wir jeden Tag ein besonderes, spannendes oder ungewöhnlich schönes Erlebnis, und heute was das Fringe im Donnerregen mit Popcorn.
dinsdag 18 augustus 2009
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