zondag 23 augustus 2009

U2 - Nach Lac La Biche

Heute gehts endlich in den nicht wirklich hohen, aber doch noch unbereisten Norden, Richtung Fort McMurray, wo die Oilsands unheilvoll brodeln, eines der größten Katastrophen-Artefakte mit denen der Mensch sich selbst beglückt hat. Gordon Browns 50 Tage, die noch verbleiben um die Welt zu retten (gerechnet ab 19/10/2009), werden da so wenig beachtet verstreichen wie 50 Tage im Präkambrium. Tja, schade um die Welt, aber gut für die Oilsands und andere Profiteure ohne Skrupel.

Fahren, fahren, fahren, mit Jeepo und Silberfisch im Schlepptau. Wir erwarten endlose unbewohnte Wälder mit dazwischen trostlosen, halb verlassenen, vergreisten, absterbenden Dörfern, und wir werden nicht enttäuscht. Ein buntes Schild (Enjoy our faboulous Breakfast, Families welcome) lockt uns nach ca. 1 1/2 h Fahrt nach Newbrook (Astronomy capitol of NorthLand, Where your eyes meet the sky)


Alles ist hier geschlossen. In der Drugstore sind die leeren Regale abmontiert und die Möbel grob in einer Ecke übereinander gestapelt, eine Scheibe ist eingeschlagen. Vom family restaurant nicht einmal mehr eine Ruine an der großspurig benannten Sputnik Drive, die galaktische Jupiter Avenue ist verschimmelt und verkarstet. Kalt bläst de Wind, grauer noch hängen die Wolken, zäh und verblasen, über uns. Wir hören Stimmen. Menschen? Sie haben Räder an ihr Haus geschraubt und bereiten die Flucht vor. Das letzte Hab und Gut trug man hier zum Waschsalon, aber dem ists auch genug, er hat dies geradebrochen und auf sein Tür geklebt:


Nur Junkie John widersteht dem allgemeinen Untergang, die einzige acception. Also weiter fahren, weiter, 20km weiter nach Boyle, wo die Welt wieder bunter ist, ein wenig wenigstens. Wo schleppen wir meine Eltern nur wieder hin, die Armen, was für eine Sorte Urlaub ist das denn?

Im Boyle Coffeshop ersticken wir die Sorgen in Hamburgers mit Pommes, Apfelsaft und Kaffee, serviert von Fafner dem Drachen, Fasold molocht vermutlich in der Küche. Doch die Aussicht bleibt trübe. Draußen braut sich etwas zusammen, erst grummelts, dann donnerts über die Fläche. Traurig quietschen die Rangiergleise vorm Fenster, wo endlose Güterzüge zusammengekettet werden.


Wo, was und warum sind wir eigentlich an diesem Ort? Sind wir gestrandete Monaden, verlorene Seelen, gestrauchelt am Rand des Universums? Wird am Lac alles besser? Die Insektenvorhersage war immerhin nicht ganz düster, ein Hoffnungsschimmer.

Out of order ist alles, und wir Zivilisationskinder deutlich out of place.

Nach einer weiteren Stunde fahren fahren wir in strömendem Regen auf schlampig schlammiger Straße in den Zeltplatz ein. Die cabin ist OK, eigentlich sogar ganz gemütlich, aber das Wetter? Wir haben zur Sicherheit nicht im voraus bezahlt, denn zurückerstattetet, das versichern uns buntschreiende Pamphlete bei der Rezeption, wird nichts, kein cent. So können wir morgen wieder weg, wenns nicht auszuhalten ist. Wir suchen einen Zeltplatz, denn der vorgebuchte neben der cabin ist abschüssig, steinhart, matschig. Doch der Platz zwischen Toilettenhäuschen und Wasserentsorgungstruck gefällt uns auch nicht, letztendlich bleiben wir neben der Hütte. Wie soll's nun weitergehen? Wir warten den ganzen Abend in der cabin auf eine Ende des Regens. Schwer lastet auf mir als Gesamtverantwortlichem die - - Verantwortung für dieses Schlamassel. In Edmonton könnte man nun trocken vorm knasternden Holzfeuer sitzen! Als die Begießung dann doch noch aufhört baue ich schnell das Zelt auf. Niemand will aus der Wärme, aber es muss sein, es muss.

Dunkel liegt der See hinter den Bäumen, wie schwarze Galle.


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