maandag 16 januari 2012

Tata Steel Chess 2012

Aus dem fernen Kanada schauten wir im Winter immer mit Ehrfurcht zum Tata Steel Schach Turnier hinüber durchs Glasfaserkabel. Waickensie, wie es unsere kanadischen Schachhelden nannten - die auch gerne das Phänomen sackswäng diskutierten - , oder, auf gut Holländisch, Wijk aan Zee, ist einmal im Jahr ein Schachpilgerort, für Spieler aller Niveaus, von Schachwürmern wie your's truly bis zu solchen Göttern wie Carlsen, Aronian, Ivanchuk oder Giri. Und nun wohnen wir beinahe dort, mit öffentlichen Verkehsrmitteln, ein Auto haben wir schliesslich nicht, sind wir in ca 40 min mittendrin, zwischen Hochöfen und Strand.



Wit hatten Jakob auch dann schon lange versprochen, dass er mitspielen dürfe, wenn's soweit wäre, und diesen Wochenende begann das Spektakel. 3 Wochen lang Schach, Schach, Schach, herrlich! Wegen Hausumbaucomplexität haben wir nicht ganz so viel Zeit, aber ein Wochenende musste drin sein. Darum spielte Jakob bei den Wochenendsvierkämpfen mit. Ca 540 Spieler waren nach KNSB Rating in 4rer Gruppen eingeteilt und spielten einen round robin, also 3 Spiele, eins Freitag, eins Samstag und Finale am Sonntag. Jakob's Gruppe war 9L, eine der letzten Gruppen, weil Jakobs KNSB Rating noch nicht ganz eingependelt ist, und so war es nicht ganz unwahrscheinlich, dass er den 1ten Preis holen würde. Doch waren die Gegner um die 1320 gerated, dass sind also zwar blutige Amateure, aber schon erfahrene Klubspieler!



Am ersten Tag mussten wir uns anmelden und es dauert eben bis wir begriffen, dass Gruppen 8 und 9 gar nicht im grossen Saal zusammen mit den Grossmeistern spielten, sondern im Kaffee de Zon. Ein bisschen verwirrt und aufgeregt liefen wir eben hin und her um Wijk an Zee zu begreifen, die Situation in de Griff zu bekommen. Nachdem der Spielsaal gefunden war wanderten wir zum Strand und liessen uns vom eisigen Wind beuteln. Hie und da sah es aus als ob rudelweise Hasenraupen aus dem Wasser und über den Strand in die Dünen flitzen, aber es war nur vom Wind aufgepeitschter, weggejagter Meeresschaum. Im Abstand von 300m standen jeweils Männer in wehenden Mänteln, die ziellos in die Ferne starrten, ihm Geiste auf irgendeiner Nebenlinie ihres Repertoires.  Ok, Zeit zum Kampf! Zurück in die warme Stube.

Das Kaffee war perfekt für mich: Nachdem alle Spieler im Spielsaal verschwunden waren wurde es ruhig und konnte ich mich in Elmas Artikel über das Verhältnis von second language acquisition und specific language impairment und eine Tasse koffie verkeerd vertiefen. Immer mal kam Jakob zu Vorschein, ganz aufgeräumt, und nach ca 1.5 h war die erste Partie gewonnen. Es war etwas Glück dabei, denn die Rochade, die die Springergabel zuließ, hätte ihm eigentlich zum Verhängnis werden müssen! Wir aßen einen Rausschmeisser (Brot mit Spiegelei) und wanderten noch zum Analysezelt. Da hörten wir einem serbischen Grossmeister zu und erfuhren Details zu den Spielen Nakamura - Ivanchuk und Gelfand - Giri, und dann, hops, liessen wir uns von Bus und Bahn nach hause schaukeln und wiegen.


Auch am Zweiten Tag gewann Jakob, diesmal mit einem deutlichen Arbeitssieg. Zeitgleich mit Jakobs Spiel waren die Parteien der A Gruppe begonnen, und wir hatten nun Zeit uns das anzuschauen im grossen Saal. Ich begriff jetzt erst, was Schach und Golf gemeinsam haben, ja, dass Schach eigentlich ein Bewegungsport ist: gehen, gehen, gehen. Wie eingesperrte Tiger strichen die Meister zwischen ihren Brettern auf und ab, hin und her, und wir, gebannt, folgten jedem Schritt, prägten uns die Bewegungsmuster ein. Wieder zuhause checkten wir via Zwischennetz den Spielstand. Die anderen 2 Spieler in 9L hatten Remise gespielt, morgen ein Remise wäre genug für den ersten Platz!

Am Sonntag nahmen wir die Damen mit, wanderten wieder über den Strand, aßen wieder Rausschmeisser, guckten wieder nach GMs, und Jakob spielte sein Remise: Gruppenerster, Gewinn 25E, Promotion! Als wir abends Mendelssohn üben auf Violine und Flöte klingelt das Telefoon, selbst die Zeitung hat es mitbekommen und will mit Jakob sprechen. In gewohnt hyperbolischem Stil lesen wir am nächsten Tag:


Und auch Rebecca konnte das Interesse der Medien erlangen: im offiziellen Video ist sie mit ihrer blauen Mütze zu sehen

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